Ein eher kleiner, ernsthafter Junge, nennen wir ihn Ali (16) kommt in der zweiten Woche mit 20 andern Minors im Sommercamp an. Er hört zu, während seine Augen unruhig hin und her wandern und sein Blick dann scheu auf dem Boden haften bleibt.
Er macht bei allen Workshops mit Interesse mit, doch nur selten huscht ein scheues Lächeln über sein sonst ernsthaftes Gesicht. Es scheint, als ob seine Augen schon viel Trauriges gesehen haben. Der Kochworkshop macht ihm am meisten Spass und beim Nähen möchte er unbedingt noch einen weiteren Sonnenhut für seinen Bruder nähen.
Er ist der älteste von drei Geschwistern, die hier in Athen gestrandet sind. Sein jüngerer Bruder ist auch im Sommercamp, der andere ist in einem andern Shelter untergebracht. Seit er zwölf ist sorgt er für seine jüngeren Geschwister und wartet seit einigen Jahren auf eine Familienzusammenführung mit seinen Eltern in Deutschland. Er weiss nicht, warum das nicht klappt. Er möchte endlich ankommen, bei seinen Eltern sein und die Verantwortung für seine Brüder abgeben können. Seine Mutter konnte ihn zweimal besuchen und sie weinen oft, wenn sie zusammen telefonieren.
Am Ende der Woche bedankt sich Ali mehrmals für diese schöne Woche. Er habe in den letzten Jahren viel am Natel gegamt aus Langeweile, Traurigkeit und um sich abzulenken. Diese Woche habe ihm Struktur gegeben. Auf jeden Tag habe er sich gefreut und sein Natel während der ganzen Woche nie hervorgeholt.
Sein kleiner Bruder (11) spricht schon gut Griechisch. Auch er ist begeistert vom Kochworkshop und würde am liebsten einmal ein Restaurant eröffnen. Die beiden lassen wir ungern gehen. Wir werden in Kontakt bleiben und hoffen, dass wir etwas zum Gelingen der Familienzusammenführung beitragen können.
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